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Essstörungen

Ansprechpartnerinnen: Stefanie Horndasch, ValeskaStonawski

 

Eine Zunahme der Häufigkeit von Anorexia nervosa (AN) im vergangenen Jahrzehnt und eine noch nicht zufriedenstellende Rückfallrate bei Jugendlichen mit AN nach der Behandlung zeigt den dringenden Bedarf, die Grundlagen von AN noch besser zu verstehen und wirksame Interventionen zu entwickeln. In unserem Projekt zu Multimodalen Einflussfaktoren auf die Behandlung und den Behandlungserfolg bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa und Evaluation einer Intervention zur Reduktion von Körperunzufriedenheit hat sich die Studie FRALANA (FRAnconian Longitudinal study of Anorexia Nervosa in Adolescents // Mein Körper und ich: Bewegung und Wohlbefinden im Verlauf meiner Behandlung) zwei Schwerpunkte gesetzt: (1) Im Rahmen des Basismoduls sollen Prädiktoren für eine erfolgreiche Behandlung von AN im Jugendalter identifiziert werden. Dabei werden in einem Mehrebenenansatz somatische, neurobiologische, neurophysiologische, psychosoziale und verhaltensbezogene Marker untersucht. (2) Im Studien-Interventionsmodul soll die Methode einer eye-tracking-basierten Körperkonfrontation am PC zur Reduktion von Körperunzufriedenheit evaluiert werden. Auch hier wird neben dem Blickverhalten die Stressverarbeitung der Jugendlichen einbezogen, um die Wirkmechanismen besser zu verstehen. Über den Einbezug depressiver, körperunzufriedener und gesunder Jugendlicher als Kontrollgruppen sollen AN-spezifische Prozesse identifiziert werden. Auf Basis der Studienergebnisse sollen relevante Prädiktoren für den Behandlungserfolg identifiziert und konkrete Empfehlungen für Präventions-, Interventions- und Nachsorgekonzepte entwickelt werden.

In der Studie zur Neuronalen Verarbeitung emotionaler und störungsspezifischer Stimuli bei Essstörungen wurden bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa) und einer gesunden Kontrollgruppe Blickverhalten, zentralnervöse und peripher-physiologische Antworten unter anderem beim Betrachten von Bildern von unter-, normal- und übergewichtigen Frauenkörpern untersucht. Auffälligkeiten waren in Form einer verzerrten subjektiven Einschätzung, eines ‚visuellen Aufmerksamkeitsbias‘ (Eye-Tracking) und erhöhter ‚motivierter Aufmerksamkeit’ (Ereignisbezogene Potentiale im EEG) hinsichtlich Körper/Figur bei Frauen und Mädchen mit einer Essstörung zu finden. In den fMRT-Daten, die die neuronale Verarbeitung von (hoch- und niederkalorischen) Nahrungsmittelbildern und von Körperbildern widerspiegeln, zeigen sich Unterschiede zwischen weiblichen Personen mit und ohne Anorexia nervosa und zwischen jugendlichen und erwachsenen Probandinnen. Eine aktuelle Studie untersucht die neuronalen Reaktionsmuster auf Antizipation (Betrachten von Nahrungsmittelbildern) und den tatsächlichen Konsum von hoch- und niedrigkalorischen Nahrungsmitteln mittels Resting-State-fMRT.

In der Studie Project Body Neutrality wird zum ersten Mal eine deutschsprachige Version einer in den USA entstandenen single-session Intervention getestet. Die Idee hinter Body Neutrality zielt darauf ab, den Körper aufgrund seiner Funktionen wertzuschätzen und somit den Fokus von sozialen sowie medialen Idealen wegzunehmen. Bei der einmaligen digitalen Intervention wird Jugendlichen mit und ohne Essstörungen dieses Konzept anhand von Beispielen fiktiver Jugendlicher nahegebracht. Unterstützt werden die Beispiele von Erklärungen und Übungen, bei denen die Jugendlichen aufgefordert werden, das Konzept von Body Neutrality selbst anzuwenden. Die Studie entsteht in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Mainz und der Universität Regensburg.

Der Portion-O-Mat wurde zur Einschätzung von Portionsgrößen im Verlauf einer jugendpsychiatrischen Behandlung bei Anorexia nervosa unter Zuhilfenahme eines Mixed-Reality-Systems entwickelt. Anorexia nervosa äußert sich bei Jugendlichen durch stark restriktives Essverhalten und oft auch eine Fehleinschätzung der für eine adäquate Nahrungsaufnahme notwendigen Portionsgrößen. Bisherige Untersuchungen sowie Übungen dahingehend wurden hauptsächlich mit Fotos oder im Rahmen echter Mahlzeiten – mit den damit verbundenen methodischen Einschränkungen – durchgeführt. Die Teilnehmerinnen dieser längsschnittlichen Studie mit Kontrollgruppendesign sollen durch eine neu entwickelte Mixed-Reality-Technik eine weitere Möglichkeit zur Einschätzung von Portionsgrößen kennenlernen und zur Evaluation dieser beitragen. Die Technologie besteht aus einem Beamer, der die Bilder von Mahlzeiten auf einen Teller beziehungsweise eine Schüssel projiziert. Die Größe der Portion kann für jede einzelne Komponente getrennt durch die Probandinnen manuell variiert werden. Dabei soll neben dem zuverlässigen Erkennen einer 100%-Mahlzeit (adäquate Portion) auch das Portionierungsverhalten und die Stressreaktion der Teilnehmerinnen während der Konfrontation mit den Projektionen untersucht werden. Durch die wiederholte Untersuchung kann zudem die Veränderung im Therapieverlauf beobachtet werden. Durch störungsspezifische Fragebögen wird zusätzlich eine Einschätzung des Zusammenhangs zwischen der Essstörungssymptomatik und der fehlerhaften Einschätzung angemessener Portionen sowie damit verbundener emotionaler Belastung (Stress) erfolgen.


Förderungen u.a.:

Universitätsbund Erlangen-Nürnberg e.V.
https://www.unibund.fau.de/

Stiftung Immunität & Seele
https://immunitaet-und-seele.de/

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
ELAN-Fonds der Medizinischen Fakultät
https://www.izkf.med.fau.de/elan/

Publikationen:

Stonawski, V., Mai-Lippold, S. A., Graap, H., Moll, G. H., Kratz, O., Van Doren, J., & Horndasch, S. (2024). Processing of food stimuli in anorexia nervosa: An ERP-study comparing adolescents and adults. Eur Eat Disord Rev, 32(2), 281-297. doi:10.1002/erv.3040

Stonawski, V., Sasse, L., Moll, G., Kratz, O., & Horndasch, S. (2022). Computer Based Body Exposure in Adolescents With Anorexia Nervosa: A Study Protocol. Frontiers in Psychiatry, 12. doi:10.3389/fpsyt.2021.769239

Horndasch S, Rösch J, Kratz O, et al.Neural mechanisms of perceptive and affective processing of body stimuli in anorexia nervosa - are there developmental effects?Psychiatry Res. 2020;286:112853. doi:10.1016/j.psychres.2020.112853

Mendez-Torrijos A, Kreitz S, Ivan C, Konerth L, Rösch J, Pischetsrieder M, Moll G, Kratz O, Dörfler A, Horndasch S, Hess A. Snack food as a modulator of human resting-state functional connectivity.
CNS Spectr. 2018. doi: 10.1017/S1092852918000767
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29616603

Horndasch S, Roesch J, Forster C, Dörfler A, Lindsiepe S, Heinrich H, Graap H, Moll GH, Kratz O. Neural processing of food and emotional stimuli in adolescent and adult anorexia nervosa patients. PLoS One. 2018;13(3):e0191059
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29579064

Horndasch S, Kratz O, Van Doren J, Graap H, Kramer R, Moll GH, Heinrich H.Cue reactivity towards bodies in anorexia nervosa - common and differential effects in adolescents and adults. Psychol Med. 2018;48(3):508-518
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28735596

Kollei I, Horndasch S, Erim Y, Martin A.Visual selective attention in body dysmorphic disorder, bulimia nervosa and healthy controls. J Psychosom Res. 2017;92:26-33.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27998509

Horndasch S, O'Keefe S, Lamond A, Brown K, McCabe C.Increased anticipatory but decreased consummatory brain responses to food in sisters of anorexia nervosa patients.
BJPsych Open. 2016;2(4):255-261
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27703784

Horndasch S, Heinrich H, Kratz O, Mai S, Graap H, Moll GH.. Perception and evaluation of women's bodies in adolescents and adults with anorexia nervosa. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2015;265(8):677-687
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25998010

Horndasch S, Heinrich H, Kratz O, Moll GH. The late positive potential as a marker of motivated attention to underweight bodies in girls with anorexia nervosa. J Psychosom Res. 2012;73(6): 443-447.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23148812

Horndasch S, Kratz O, Holczinger A, Heinrich H, Hönig F, Nöth E, Moll GH. "Looks do matter” – visual attentional biases in adolescent girls with eating disorders viewing body images.  Psychiatry Research 2012; 198(2):321-323.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22417927

Kooperationen:

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
PD Dr. rer. nat. Andreas Hess
https://www.pharmakologie.uni-erlangen.de

Ott-Friedrich-Universität Bamberg
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Prof. Dr. Sabine Steins-Löber
https://www.uni-bamberg.de/

Universitätsklinikum Erlangen
Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung
Prof. Dr. Yesim Erim
http://www.psychosomatik.uk-erlangen.de

Universitätsklinikum Erlangen
Abteilung für Neuroradiologie
http://www.neuroradiologie.uk-erlangen.de